Leben & Werk – Am 21. Juli 1870 wurde der vielschichtige böhmische Künstler Emil Orlik in Prag geboren. Er war der Sohn des jüdischen Schneidermeisters Moritz Orlik und seiner Frau Anna, geb. Stein. Mit neunzehn machte er sein Abitur und zog 1889 nach München. Er studierte anfangs an der privaten Malschule von Heinrich Knirrs und dann bis 1893 an der Akademie der Bildenden Künste.
Nach Beendigung seines Studiums ging er nach Prag zurück und bezog 1894 sein erstes eigenes Atelier. Zwei Jahre später lernt er den Dichter Rainer Maria Rilke kennen, verlässt Prag und zieht mit Rilke erneut nach München. Dort beginnt er zusammen mit Otto Pankok mit verschiedenen grafischen Techniken zu experimentieren.
Für die so entstandenen Porträts auf Holzschnitte und Kupferstiche dienen ihm die Konterfeis aus seinem Freundeskreis, u. a. Döblin, Menzel und natürlich Rilke. Er ist in dieser Zeit auch für die Münchner Zeitschrift „Die Jugend“ tätig.
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1898 tritt Emil Orlik seine erste Reise an, der bis zu seinem Tod noch viele weitere folgen sollten. Sie führt ihn nach England und Schottland, Holland und Frankreich. Unterwegs bekommt er die Holzschnitte des Franzosen Felix Valloton und die des Briten William Nicholson zu sehen und die Technik der beiden beeinflussen seine künftige Entwicklung erheblich.
Er veröffentlicht einige Arbeiten in „Ver Sacrum“, die Zeitung der Wiener Secession deren Mitglied er 1899 geworden ist und fertigt sein erstes grafisches Mappenwerk mit dem Titel „Kleine Holzschnitte“ an, das 1900 erscheint.
1900 ist auch das Jahr, in dem er Ostasien und Japan besucht und die kunstvollen japanischen Holzschnitte einen nachhaltigen Einfluss auf seine Werke ausüben. Nach einem Jahr kehrt er zurück, veröffentlicht seine Eindrücke in der Secessionszeitung, hält Vorträge und bringt die Mappe „Aus Japan“ heraus.
In den nächsten Jahren fährt er in die Hauptstädte Europas, nach Amsterdam, London und Paris. In Wien lässt er sich schließlich 1904 nieder und verlegt sein Atelier in die österreichische Hauptstadt. Als ihm ein Jahr später die Professur an der Staatlichen Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin angeboten wird nimmt er an und zieht in die Stadt, die seine zweite Heimat werden sollte.
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Er übernimmt die Nachfolge von Otto Eckmann und wird Leiter der Grafikklasse. Die später sehr erfolgreichen Künstler George Grosz, Hannah Höch, Josef Fenneker und Oskar Nerlinger sind nur einige seiner Schüler. Als Mitglied in der Berliner Secession sind seine Werke bei deren Ausstellungen vertreten.
Emil Orlik porträtiert viele prominente Zeitgenossen, wie Otto Dix, Käthe Kollwitz, Albert Einstein und Rudolf Steiner und wird so mit seinen grafischen Arbeiten zum Chronisten des Anfangs des neuen Jahrhunderts, indem er auch das gesellschaftliche und politische Geschehen mit dem Zeichenstift festhält.
Der Universalkünstler macht sich nicht nur als Grafiker, Maler, Fotograf und Medailleur einen Namen, als erfolgreicher Kunsthandwerker entwirft und gestaltet er Kostüme und Dekorationen für die Inszenierungen von Max Reinhard am Deutschen Theater.
Seiner Reiseleidenschaft bleibt er treu und bereist unermüdlich Europa, 1912 nochmal Japan, China und Korea und kommt im Lauf der Jahre auch nach Nordamerika. Seine Eindrücke und Erlebnisse verdichten sich in seinen grafischen Arbeiten.
Der Wegbereiter einer neuen Kunstauffassung der Jahrhundertwende, der die Verbindung von Technik, Kunst und Handwerk meisterhaft umzusetzen wusste, unterrichtete bis zu seinem Tode am 28. September 1932 an der Staatlichen Lehranstalt in Berlin.